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Warum wir ein interoperables Ökosystem für Betreiber aller Größenordnungen brauchen
Autor von Netadmin-Inhalten
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08.08.2024 16:00:00

In der sich rasch entwickelnden Telekommunikationslandschaft von heute kann die Bedeutung eines robusten und interoperablen Ökosystems gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. In dem Maße, in dem wir uns bemühen, die ehrgeizigen Konnektivitätsziele verschiedener Regierungen und Organisationen zu erreichen, wird immer deutlicher, dass eine branchenweite Zusammenarbeit unerlässlich ist. Ob der "Accessible, Affordable Internet for All Act" in den Vereinigten Staaten oder der "EU Gigabit Infrastructure Act" in der Europäischen Union - letztlich geht es darum, allen Verbrauchern und Unternehmen einen hochwertigen und erschwinglichen Internetzugang zu bieten.
Um diese Ziele zu erreichen, sind jedoch nicht nur Investitionen in die Infrastruktur erforderlich, sondern auch ein standardisierter Ansatz für die Interoperabilität zwischen Telekommunikationsbetreibern jeder Größe. Dieser Artikel befasst sich mit der entscheidenden Rolle des Großhandels bei der Lösung des Problems des Überbaus, den damit verbundenen Komplexitäten und den vielversprechenden Initiativen zur Förderung eines gesunden interoperablen Ökosystems.
Die übergreifenden Ziele für die Konnektivität
Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in der Europäischen Union hat man sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um sicherzustellen, dass ein qualitativ hochwertiges Internet für alle zugänglich ist. Der "Accessible, Affordable Internet for All Act" in den USA und der "EU Gigabit Infrastructure Act" in der EU sind Paradebeispiele für solche Initiativen. Diese Ziele zielen darauf ab, allen Verbrauchern und Unternehmen qualitativ hochwertige Dienste zu einem fairen Preis zur Verfügung zu stellen, mit einem angestrebten Liefertermin bis spätestens 2030. Die Verwirklichung dieser Ziele ist jedoch nicht unproblematisch. Der übermäßige Ausbau in vielen boomenden Märkten hat die Kosten in die Höhe getrieben und zu einer geringen Auslastung geführt, was auf lange Sicht nicht tragbar ist. Dieser Überbau führt auch zu Unsicherheiten und Risiken, die Investitionen und Innovationen einschränken.
Die aktuelle Marktlage
Die derzeitige Marktlage birgt mehrere Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Der übermäßige Ausbau ist ein großes Problem, da mehrere Anbieter in denselben Gebieten Glasfaserkabel verlegen, was zu einer langsamen und geringen Akzeptanz führt. Die Konkurrenz durch ältere Technologien, die minderwertige Produkte zu niedrigen Preisen anbieten, erschwert die Situation zusätzlich. Darüber hinaus ist der Markt durch einen fragmentierten Ansatz bei der Standardisierung der Interoperabilität und der Zusammenarbeit zwischen den Betreibern gekennzeichnet, was zu Inkonsistenz und Ineffizienz führt. Dieser fragmentierte Ansatz führt zu schlechten Kundenerfahrungen und erhöhten Kosten.
Die Rolle des Großhandels bei der Lösung des Problems des Überangebots
Wholesale und entbündelte Wertschöpfungsketten sind potenzielle Lösungen für das Problem des Überbaus. Durch die gemeinsame Nutzung von Infrastrukturinvestitionen wird der Aufbau von Glasfasernetzen wesentlich kosteneffizienter, da die Hauptkosten in der erforderlichen physischen Verlegung liegen. Wenn die Betreiber wissen, wo bereits Glasfaserleitungen vorhanden sind, können sie sich auf unterversorgte Gebiete oder "weiße Flecken" konzentrieren, was zu höheren Verbreitungsraten führt und weitere Investitionen und Innovationen anregt. Der Vorleistungsmarkt birgt jedoch seine eigenen Herausforderungen, wie z. B. die Aufteilung der Kundeneinnahmen und die erhöhte Komplexität aufgrund der Interaktionen zwischen Vorleistungsbetreibern und Endkundenanbietern.
Die Herausforderungen der Großkundenintegration
Eine der größten Herausforderungen auf der Vorleistungsebene sind die Kosten für die Integration verschiedener Netze und Betreiber in ein kohärentes Ökosystem. Jede Integration ist oft einzigartig, was zu erheblichen kurzfristigen Investitionen und langfristigen Betriebs- und Wartungskosten führt. Dies kann auch das Kundenerlebnis stark beeinträchtigen, je nachdem, welches Netz der Kunde nutzt. Ziel ist es, von einer Situation, in der jedes zusätzliche Großkundennetz die Kosten erhöht und die Kundenerfahrung verschlechtert, zu einer Situation überzugehen, in der sich die Kosten stabilisieren, die Teilnehmerzahlen steigen und die Kundenerfahrung hoch bleibt. Auf verschiedenen Märkten wurden bereits mehrere Initiativen zur Bewältigung dieser Herausforderungen gestartet, die jedoch aufgrund ihres fragmentierten Charakters häufig scheitern.
Initiativen zur Bewältigung der Herausforderungen im Großkundengeschäft
Verschiedene Märkte haben versucht, die Herausforderungen auf der Vorleistungsebene durch unterschiedliche Initiativen anzugehen. In der Schweiz haben mehrere Städte zusammengearbeitet, um eine gemeinsame Plattform für den Austausch von Kommunikationsdiensten für Anschlussleitungen zu schaffen. In Schweden schuf ein großer alternativer Anbieter von Endkundendiensten seine eigene API und etablierte damit einen De-facto-Standard für den Markt. Diese Lösungen sind jedoch oft länderspezifisch und decken nicht alle Aspekte des Kundenlebenszyklus ab. In Deutschland ist die S/PRI-API eine komplexe und fortschrittliche API, die für kleinere Großhandelsbetreiber Hindernisse geschaffen hat. In den USA ging ein großer Einzelhandelsdienstleister eine Partnerschaft mit einem großen Großhandelsbetreiber ein, die er später wieder aufkündigte. Im Vereinigten Königreich gab es mehrere Initiativen, die jeweils mit hohen Kosten und Unsicherheiten für die Branche verbunden waren.
Die Notwendigkeit der Standardisierung
Trotz dieser Bemühungen erfindet die Branche das Rad immer wieder neu, was zu suboptimalen Lösungen führt. Erforderlich ist ein neuer Standardisierungsansatz, der Produktspezifikationen, Prozesse, Meilensteine, Gefahrenmanagement und Support-Tools für den gesamten Kundenlebenszyklus umfasst. Die Standardisierung würde es den Netzeigentümern ermöglichen, den ARPU zu maximieren, die Akzeptanzraten zu erhöhen und sich vor Überbauung zu schützen. Darüber hinaus würde sie ein einheitliches Kundenerlebnis über alle Vertriebskanäle und Netze hinweg gewährleisten, was den Aufbau von Glasfasernetzen effizienter macht und die Bereitstellung hochwertiger Dienste ermöglicht.
Intelligente Zusammenarbeit und konsistentes Kundenerlebnis
Intelligente Zusammenarbeit ist der Schlüssel zur Förderung eines gesunden interoperablen Ökosystems. Netzeigentümer können Dienstleistern wichtige lokale Kenntnisse und Daten zur Verfügung stellen, um Vertriebs- und Marketingaktivitäten zu verbessern und neue Kunden zu erreichen. Ein einheitliches Kundenerlebnis ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung und ermöglicht es Dienstanbietern, über alle Netze hinweg ein optimiertes, hochwertiges Kundenerlebnis zu schaffen. Aus der Sicht eines Einzelhandelsdienstleisters sollte sich ein Großhandelsnetz nicht von einem anderen unterscheiden. Damit dies möglich ist, sind effiziente und kostengünstige Integrationen erforderlich, wobei standardisierte Prozesse und APIs der Schlüssel zum Erfolg sind.
Förderung der Innovation durch ein standardisiertes Ökosystem
Letztlich geht es darum, ein Ökosystem zu schaffen, das Innovationen fördert. Dies würde es Dienstleistern ermöglichen, agil und innovativ zu werden, wettbewerbsfähig zu bleiben und ihre Präsenz auf neue Bereiche auszudehnen. Die Branche kann ihre übergreifenden Konnektivitätsziele erreichen, wenn sie Zeit in Innovationen und die Einführung neuer Technologien in das Netz investiert, statt in kostspielige Integrationen und Aufrüstungen. Bestehende Standards decken oft nicht alle Bereiche ab oder sind aufgrund ihres breiten Anwendungsbereichs zu kostspielig. Was wir brauchen, ist eine annehmbare Norm, die für Betreiber jeder Größe technisch machbar ist, die flexibel genug ist, um mit natürlichen Marktschwankungen umzugehen, und die effizient verwaltet wird, um Entwicklungen im Laufe der Zeit zu bewältigen.
Die Rolle des TM Forums bei der Standardisierung
Das TM Forum Wholesale Broadband Standardization Project ist eine vielversprechende Initiative zur Schaffung eines standardisierten, interoperablen Ökosystems. Das Projekt zielt darauf ab, alle Betreiber, unabhängig von ihrer Größe, einzubeziehen und einfache, anpassungsfähige und flexible Standards zu schaffen. Die Analogie zur Standardisierung von Eisenbahnen, um den grenzüberschreitenden Transport zu ermöglichen, ist treffend; anstatt die Lieferung von Waren und Personen zu standardisieren, zielt das Projekt darauf ab, die Lieferung von digitalen Paketen zu standardisieren. Netadmin engagiert sich voll und ganz für dieses Projekt, trägt aktiv zu seinem Erfolg bei und teilt sein Wissen, um ein gesundes Ökosystem zu fördern.
Lesen Sie TM-Foren Projekt zur Standardisierung von Großkundenbreitband
Schlussfolgerung
Das Erreichen der ehrgeizigen Konnektivitätsziele verschiedener Regierungen und Organisationen ist eine komplexe, aber wichtige Aufgabe. Der Großhandel ist eine primäre Lösung für das Überbauproblem, aber wir brauchen ein standardisiertes, gesundes, interoperables Ökosystem von Partnern jeder Größe, damit es funktioniert. Alle Betreiber können von der Standardisierung profitieren, indem sie die Risiken minimieren und neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen. Indem wir uns bei den Standards auf Einfachheit und Minimalismus konzentrieren, können wir ein gesundes interoperables Ökosystem von Dumb Pipes, Smart Pipes und IDSPs fördern, unabhängig von der Größe des Betreibers. Das TM Forum-Projekt zur Standardisierung von Großkundenbreitband hat das Potenzial, dieses interoperable Ökosystem zu schaffen, von dem die gesamte Branche profitiert und das letztendlich einen hochwertigen und erschwinglichen Internetzugang für alle ermöglicht.
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